Was für ein unglaubliches Glück wir mit dem Wetter für das Tongariro Alpine Crossing gehabt hatten, zeigte sich bereits am nächsten Morgen, als wir unseren Weg Richtung Wellington fortsetzten. Die Vulkankrater und Berge, die wir am Tag zuvor noch in voller Pracht gesehen hatten, waren nun in dichte Wolken gehüllt und kaum waren wir einige Kilometer gefahren, begann es aus dem immer dunkler werdenden grauen Himmel zu regnen. Ja, auch das war Neuseeland und nicht immer war es uns möglich, dem schlechten Wetter davonzufahren. Doch zu präsent waren die so unglaublichen Bilder unserer Wanderung bei herrlichstem Sonnenschein und perfekten Temperaturen und das Gefühl, mit diesem Wetter ein einmaliges Geschenk erhalten zu haben.

Da uns nur noch eine Nacht verblieb, bevor wir mit der Fähre auf die Südinsel übersetzen würden, suchten wir uns etwa 1,5 Stunden vor Wellington einen kostenlosen Stellplatz für die Nacht direkt am Meer. Ich nutzte den Rest des Tages, um endlich einige Akkorde auf meiner Gitarre zu spielen und neue Songs auszuprobieren. Die Saiten hatte ich bereits während der Fahrt aufgezogen und so verstimmten sie sich noch alle paar Minuten – doch ich mochte ihren Klang und genoss die Stunden, in denen wir uns nun langsam aufeinander einstimmten und der Regen unaufhörlich gegen unsere Scheiben klopfte. Meer und Horizont verschwammen draußen in einem grauen Dunst und selbst von der gegenüberliegenden Insel Kapiti Island war nicht mehr allzuviel zu erkennen. Als schließlich die Dunkelheit über den kleinen Parkplatz und unseren Van hereinbrach, ging unsere Lichterkette an und schenkte uns ein paar bunte Lichtpunkte, die jedoch nach diesem grauen und dunklen Tag sehr bald erloschen.

Am nächsten Morgen und nach einer eisigen Nacht, steckten wir vorsichtig die kalten Nasen aus unseren Schlafsäcken und blinzelten durch die Vorhänge. Von Sonnenschein war leider immer noch keine Spur und wie der Blick auf die Wettervorhersage beim ersten Kaffee verriet, war auch für  ersten Tage auf der neuseeländischen Südinsel keine Besserung in Sicht. War nicht zu ändern, also nahmen wir uns vor, das Beste daraus zu machen!

Wellington

In Wellington nutzten wir die noch verbleibende Zeit bis zur Fährüberfahrt für einen Besuch des neuseeländischen Nationalmuseums „Te Papa“, in dem wir sicherlich noch viele Stunden mehr hätten verbringen können. Die Ausstellung und die Präsentation der Exponate waren liebevoll gestaltet, perfekt inszeniert und interessant aufbereitet – ein gutes Regenprogramm also, bis wir schließlich auf die „Interislander Ferry“ fuhren und unseren Weg über das Wasser zur Südinsel antraten.

Auch bei der Überfahrt auf die Südinsel war leider alles grau in grau…

Von den idyllischen Fjorden und malerischen Buchten der Marlborough Sounds, die wir nach etwa zwei Stunden durchfuhren, war bei stark verhangenem Himmel leider nicht allzuviel zu sehen. Doch auch wenn die sanften Hügel in grauem Dunst an uns vorüberzogen, verbrachten wir einige Zeit draußen an Deck, ließen uns den frischen Wind und die Regentropfen um die Nase wirbeln und beobachteten die fast mystisch wirkende Küste, die verschlafen an uns vorüberzog.

Wolken, Wind und Wein

Die Südinsel empfing uns schließlich mit unveränderter Miene: Grau, verhangen und ziemlich nass. Doch wir hatten uns vorgenommen, uns die Zeit im Weingebiet Marlborough nicht trüben zu lassen! Auf einem Weingut in Renwick hatten wir uns einen Stellplatz für zwei Nächte gesichert und freuten uns auf den kommenden Tag, den wir mit Weinproben in den umliegenden Gütern verbringen wollten. Zwischen Weinreben und zwei umherlaufenden, nassen Hunden krochen wir schließlich am nächsten Morgen – und bei immer noch anhaltendem Regen – aus unserem Camper. 10.30 Uhr – Zeit, mit der ersten Weinprobe zu beginnen!

Nasse Füße und Dauerregen… Gottseidank gab es jede Menge leckeren Wein!

Der Tag blieb grau und nass, doch wir schlenderten von einem Weingut zum nächsten, genossen die entspannte Atmosphäre, die leckeren Weißweine und auf dem Gut „Wairau River“ neben einem gemütlich knisternden Kamin auch ein wunderbares Mittagessen. So gut es ging, ignorierten wir den grauen Tag, der einfach nicht heller oder freundlicher werden wollte und auch keinen Blick auf die umliegenden Berge freigeben wollte. Marlborough wird uns wohl immer geheimnisvoll in dichte Wolken verhangen in Erinnerung bleiben…

Raus aus dem Regen!

Nach einigen Tagen Regen, nassen Schuhen, kalten Füßen und klammen Klamotten stand jedenfalls fest: Wir mussten mal wieder alle Pläne umwerfen und einfach der Sonne folgen, bevor sich unsere gute Laune verabschieden würde! Aus den im Anschluss geplanten Tagen im Abel Tasman Nationalpark, der herrliche Buchten, Strände, Kayakmöglichkeiten und Seehunde bieten sollte (allerdings ebenfalls kein besseres Wetter versprach), wurde somit kurzerhand ein Ausflug nach Kaikoura an der Ostküste. Schon die Fahrt Richtung Süden, die zwar über zahlreiche Baustellen führte, da hier immer noch viele der durch das Erdbeben im November 2016 zerstörten Straßenabschnitte wiederhergestellt werden, war ein Lichtblick und bot endlich wieder blauen Himmel und wärmende Sonnenstrahlen! Die Laune war gerettet und aus unseren Boxen schepperte „Yeaaah, ab in den Süden… der Sonne hinterher, ey jo was geht?!…“

Ab in den Süden! Endlich war hinter der grauen Wolkendecke wieder blauer Himmel zu sehen!

Wie wir schienen auch zahlreiche Seehunde die wärmende Sonne auf dem Pelz zu genießen und belustigt beobachteten wir schon von der Küstenstraße aus, wie sie in Scharen auf den Felsen am Meer schliefen oder sich träge die dicken Bäuche kraulten. Der Bann schien gebrochen, die Regentage waren endlich vorbei!

Comments are closed.