Unsere letzten Tage in Neuseeland waren angebrochen und ich konnte mir gar nicht vorstellen, bald schon unser kleines Bloxiemobil, unseren Campervan, wieder hergeben zu müssen.

Natürlich gab es einiges, was uns in unserer Zeit als Camper auch etwas auf die Nerven ging: Jeden Abend erneut die kleine Sitzecke mit Tisch in unser Bett umzubauen war noch ein nettes Ritual, dass uns aber ständig unsere Sachen aus den Hängeschränken entgegengepurzelt kamen, dass wir uns mehrfach am Tag auf dem sehr engen Raum irgendwo stießen oder beim Duschen das ganze Klo unter Wasser setzten, würden wir wohl nicht vermissen, auch wenn wir meist darüber lachten: „Ein echter Camper muss sich mindestens dreimal am Tag ordentlich stoßen“.

Das Camperdasein hatte ja auch so viele schöne Seiten und Momente, an die wir sicherlich noch oft zurückdenken würden: Morgens, eingekuschelt in unsere Schlafsäcke, hinauszuspähen, um zu sehen, ob die Sonne bereits aufging, gemütliche Abende bei Wein, Kerzenschein, Gitarrenklang und unseren bunten Lichtern, einsame Nächte an wunderbaren Orten mit unfassbar klarem Sternenhimmel, Kochen mit Meerblick… und Momente wie einer unserer letzten Camper-Morgen in Tekapo: Wir hatten die Nacht auf einer Schafsfarm und direkt am schönen Lake Tekapo verbracht und erwachten bei recht kräftigem Wind, einem dramatisch schwarzrot glühenden Sonnenaufgang mit dunklen Wolken und einigen Hasen, die um unseren Camper hoppelten.

Dunkle Wolken am nächsten Morgen

Während wir die Wetterprognosen checkten und unsere Pläne für die nächsten Etappen bis Christchurch planten, verdunkelte sich der Himmel zusehends und überall um uns herum waren düstere Regenschleier zu sehen. Die Windböen schaukelten unseren Camper hin- und her und wir nippten an unserem zweiten Kaffee, als wir plötzlich einen wunderschönen Regenbogen direkt vor uns über dem See entdeckten. Genau genommen waren es sogar zwei: Ein schmaler mit kräftig leuchtenden Farben, der kurz darauf tatsächlich zu einem komplett durchgängigen Bogen wurde und ein breiterer, der ein Stück neben dem ersten verlief. Wir saßen staunend in unserem Camper und steckten abwechselnd die Köpfe durch unser kleines Fenster. So ein schönes Bild!

Die letzten anderthalb Tage verbrachten wir – wenig idyllisch – auf einem ziemlich vollen Campingplatz auf der Bank Peninsula vor Christchurch. Wir nutzten die Zeit hier, um durch das französisch anmutende Städtchen Akaora zu schlendern, Wäsche zu waschen und schließlich alles aus unserem Camper unter einigem Fluchen wieder zurück in unsere Reisetaschen zu stopfen.

Den letzten Abend als Camper genossen wir dann abschließend in der Hafenbar an einem knisternden Kamin bei „Fish and Chips“ und einer guten Flasche neuseeländischen Weins. Langsam Abschied von Neuseeland nehmen zu müssen fühlte sich seltsam und viel zu früh an. Wo nur waren die letzten dreieinhalb Wochen geblieben? Waren wir wirklich schon bereit, Neuseeland zu verlassen? Und was würden wir mitnehmen?

Rückblickend war es in jedem Fall die beste Entscheidung gewesen, uns ohne feste Route und mit einem Campervan in unser Neuseelandabenteuer zu stürzen und so immer flexibel auf das Wetter reagieren zu können. Es blieb aber das Gefühl, dass wir viel mehr Zeit hier im „Neuseland“ (wie wir es liebevoll nennen, seitdem wir einen Reiseführer haben, der diesen netten Fehler im Titel trägt) hätten verbringen können… doch wir hatten auch so vieles erlebt, das uns immer in Erinnerung bleiben würde: Das Schwimmen in unserer „Lonely Bay“ und unsere Wanderungen entlang in allen Farben leuchtender Flüsse und Seen, Baden in heißen Quellen unter den Sternen und eiskalte Nächte fest eingezippt in unseren Schlafsäcken, springende Delfine und gurgelndes Gletscherwasser, sanfte grüne Hügel und dampfende Krater, den ersten Kaffee im Bett und „Hauchzeichen“ an einem kalten Morgen… und natürlich: Schaaaafe!

Vor allen Dingen aber würden uns die vielen unglaublich freundlichen Menschen in Erinnerung bleiben. Stolze Neuseeländer, die einen nicht ohne einige Tipps weiterziehen ließen und immer für einen netten Plausch zu haben waren. Neuseeland fühlte sich irgendwie entspannt und familiär an und ich wusste, dass ich das langgezogene „Yiiiiies“ (=„Yes“) der Kiwis und die fröhlich winkenden Schilderdreher an den Baustellen vermissen würde.

Wir hatten noch eine Übernachtung in Christchurch in einem Motel vor uns und genug Zeit, dort, nachdem wir den Camper schweren Herzens abgegeben hatten, einmal durch die Stadt und den botanischen Garten zu schlendern, meine Gitarre zu verkaufen und alles wieder flugbereit zu machen… Australien wartete schließlich auf uns!

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