Die ersten Tage auf Big Island (Hawaii) sind wie eine wohlig warme Brise verflogen. Schon der Flug nach Kona, der mit sechs Stunden eigentlich zu einem der längeren unserer Reise gehört, war so schnell vorbei, dass ich fast einen Schrecken bekam, als der Pilot die anstehende Landung ankündigte, weil ich zunächst glaubte, es müsste sich um einen unplanmäßige Notlandung handeln.

Hawaii… windig, schroff und wunderschön!

Hawaii empfing uns tropisch warm, etwas drückend und verhangen, die Hügel in dichte graue Wolken gehüllt. Am Straßenrand strotzten grüne Sträucher, Palmen und Bäume voller Früchte, die wir zum Teil wiedererkannten – „Sind das etwa Avocados?“ – und zum Teil nur unter Staunen registrierten. Aus dem Radio unseres Jeeps, den wir direkt am Flughafen abgeholt hatten, erklang ein entspannter, etwas befremdlicher Gesang und begleitete uns, bis wir die steile Auffahrt zu dem Gästehaus hinauffuhren, das für die nächsten Tage unser Zuhause sein sollte. Als wir unsere Schuhe vor der Tür abstreiften, wusste ich noch nicht, wie sehr mich diese kleine Welt hier verzaubern würde, die unsere Gastgeber hier geschaffen hatten.

Gerade sitze ich auf dem Lanai, wie die überdachte Veranda hier auf Hawaii genannt wird, in einem der Schaukelstühle, nippe an meinem frischen Mangosaft und beobachte, wie die frechen Geckos über das weiße Holzgeländer huschen. Die Plantage, auf der wir hier wohnen, befindet sich auf einer Anhöhe, so dass ich von hier meinen Blick über die üppige grüne Küste, die immer wieder von schwarzen Lavafelder zersetzt wird, bis zum Meer und dem heute leicht dunstigen Horizont schweifen lassen kann. Die Sonne verliert langsam ihre Kraft und das schmale Wolkenband über dem Ozean lässt auf einen schönen Sonnenuntergang hoffen.

Angekommen

Vom ersten Moment an, als wir die wunderbare Hannah kennenlernten, wusste ich, dass unser Aufenthalt hier etwas ganz Besonderes werden würde. Hannah ist die gute Seele des Hauses – sie kümmert sich darum, dass sich jeder wohl umsorgt und sogleich zu Hause fühlt, so dass man sich gerne fragen lässt: „What else can I get you, kids?“ Sie ist nicht nur eine starke, wunderschöne Frau mit kräftigem schwarzen Haar und sanften Augen, sie strahlt auch ein Wärme aus, die einen wie eine warme Decke umhüllt, so dass ich direkt das Gefühl hatte, angekommen zu sein. Wenn sie im Haus ist, riecht es nach frisch gebackenem Bananabread oder dem milden Kona Kaffee, der hier wie die Papayas, Avocados, Bananen oder Kokosnüsse direkt von der Plantage kommen.

Blick von unserem Lanai auf die Küste von Captain Cook

Michael, der diese Plantage vor zwölf Jahren gekauft hat, ist ebenso entspannt wie sein Hund Hula, der sich hier außer von dem Rappeln seines Futters durch nichts aus der Ruhe bringen lässt. Jeden Tag backt Michael unglaubliche Schokoladen-Macadamia-Brownies oder Ananaskuchen oder lässt das Haus morgens nach warmen Bananapancakes duften… Er erschafft gerne Wortkreationen wie „humpedybumpedy road“ für rumpelige Schotterpisten, tut die steile Auffahrt zur Plantage gegenüber ängstlichen Gästen aber nur mit einem breiten Grinsen und einem langgezogenen „eeeasy peeeasy“ ab. Das beschreibt die entspannte Atmosphäre hier generell ziemlich gut. „Eeeasy peeeasy“ – bedien‘ dich an allen Leckereien in der Küche, nutz das Strandequipment, spring in den fackelbeleuchteten Whirlpool im Garten, lass es Dir einfach gut gehen. „Easy peasy“.

Ein kleines Paradies

Morgens nach dem Frühstück, bei dem bunte Geckos den süßen Kokossirup oder Papaya von meinem Teller naschen, setze ich mich auf die Schaukel, auf der ich im Schatten des Mangobaums und mit Blick über das Meer die Seele baumeln lassen kann. Hier kann man wirklich die Zeit vergessen.

Unser Zuhause auf Zeit im Gästehaus der Plantage.

Die Sonne ist untergegangen, der Abendhimmel glüht noch golden nach und langsam macht sich eine leichte Unruhe breit – alle Gäste überlegen, wo man am Abend noch einen Happen essen kann. Die meisten Lokale haben hier nur bis acht Uhr geöffnet, so ist nicht allzuviel Zeit und fast alle machen sich nun in ihren Jeeps auf den Weg, die dschungelartig bewachsene, schmale und sehr steile Abfahrt der Plantage hinab und in Richtung Captain Cook oder Kona, wo „Annie’s Burger“ oder „Rebel´s Kitchen“ warten. Die meisten Lokale sind eher kleine Buden, die einen mit bunt auf Tafeln gemalten Angeboten, ebenso bunt tätowierten Bedienungen und einem fröhlichen „Aloha“ begrüßen. Ganz entspannt und locker – „eeeasy peeeasy“ eben.

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