Irgendwann ist auch der längste Countdown vorbei… ein halbes Jahr warten, buchen, planen und vorfreuen hatten endlich ein Ende! Nach vielen Abschieden von Familie, Freunden und Kollegen stand ich nun in unserem Wohnzimmer und fühlte mich gleichzeitig perfekt vorbereitet, völlig überorganisiert und absolut hilflos.

PackwahnSINN

Alles, was mich in den nächsten Monaten unbedingt begleiten sollte, war auf dem Sofa und dem Boden ausgebreitet und ich war den Tränen nah.  Ich hatte soeben alles zum dritten Mal komplett ein- und wieder ausgepackt – mit der ernüchternden Erkenntnis, dass das alles unmöglich jemals in meine Reisetasche passen konnte. Was war nur aus meinem ursprünglichen Plan und der romantischen Vorstellung geworden, in der ich mich nur mit einer Kamera, einem Laptop, einer Zahnbürste und einem lässig über die Schulter geworfenen Rucksack leichtfüßig ins Flugzeug steigen sah?

Mr. Incognito, der in gefühlt 20 Minuten seine Tasche gepackt hatte, sah sich meine Vorstellung aus Wutausbrüchen, Verzweiflung und immer wieder umherwirbelnden Hosen, Tops und Shirts eine Weile teils belustigt, teils mitleidig an und fand dann den wohl einzigen Weg, mich aus meinem Pack-Wahnsinn zu befreien: plötzlich erklang ein Song von U2 aus unseren Boxen und ich summte zunächst etwas ermattet und gedankenverloren mit, bevor ich realisierte, was Bono da sang: „Get out of your own way“. Ich musste lachen und Mr.Incognito sah mich mit funkelnden Augen an – wie wahr! Die Einzige, die mir gerade mit voller Breitseite im Weg stand, war ich selbst!

Get out of your own way!

I could sing it to you all night, all night,
if I could, I’d make it alright, alright.
Nothing’s stopping you except what’s inside,
I can help you, but it’s your fight, your fight.

Mit dieser ersten Erkenntnis unserer Reise gelang es mir dann also doch noch, das ein oder andere auszusortieren und die Tasche zuzubekommen – auch wenn von „minimal gepackt“ tatsächlich nicht wirklich die Rede sein konnte.

Raus aus der Kälte

Endlich saßen wir also am nächsten Morgen im Taxi zum Flughafen – die gewohnte Vor-Urlaubs-Nervosität und das Gefühl etwas vergessen zu haben, blieben diesmal seltsamerweise aus. Ich war nun absolut bereit, endlich loszufahren, konnte es aber dennoch nicht wirklich fassen, dass es tatsächlich losging!

Unzählige Sicherheits-Checks und einen Zwischenstopp in Dublin mit einem würzigen Sabbatical-Starter-Guinness später waren wir endlich im Flieger Richtung L.A. Wieder konnten wir unter uns die traumhaften schneebedeckten Berge Grönlands und die endlos weiten Eisflächen sehen – kleine Eiskristalle bildeten sich an unserem Fenster. Zwar flogen wir die ganze Zeit der Sonne hinterher, konnten sie aber doch nicht einholen – zumindest setzten wir schließlich im Dunkeln zum Landeanflug an – kurz zuvor sahen wir noch das funkelnde Las Vegas vorüberziehen und dann endlich… die Lichter von Los Angeles! Da wurde mir zum ersten Mal bewusst: jetzt geht es wirklich los!

Grönland – Eis und Schnee so weit das Auge reicht

Wir waren diesmal nur ein Wochenende in L.A. – genug Zeit, um an einem Tag am Strand zu verbringen, endlich wieder die Sonne auf der Haut zu spüren und Flugzeuge zu zählen… das geht nirgends so gut wie am Dockweiler State Beach direkt hinter der Startbahn von LAX. Wenn sich hier der massige A380 direkt über einem träge in den Himmel wuchtet, ist das schon wirklich beeindruckend! Nach dem langen Junkfood-Tag im Flieger hatten wir uns Salate und Smoothies gekauft, setzten uns auf eine Düne und genossen mit den Zehen im Sand und bei herrlichen 27 Grad unseren ersten Tag im Sunshine State Kalifornien.

Am Dockweiler State Beach

Mit dem Mietwagen war es von dort auch nicht mehr weit bis zur Marina del Rey und Venice, wo wir uns den unter anderem aus der Serie „Californication“ bekannten „Canal Historic District“ ansehen wollten… und wieder – eine ganz überraschende und bezaubernde Seite von L.A.! Die kleinen, schmalen Kanäle, die mit ihrer Anmutung an Venedig erinnern sollen, sind gesäumt von den unterschiedlichsten Häuschen… kleine zum Teil halb zerfallene Hütten aus Holz, bunt bemalt, mit Vorgärten voller farbiger Glaslaternen, Zitronenbäumen und Tomatenpflanzen, oder auch moderne Bauten mit hohen Glasfronten und Hängematten, die zwischen hohen Palmen hingen. Einige Grüppchen standen lachend und schnatternd um einen Grill oder eine Feuerschale, andere stießen um einen Klapptisch hockend mit ihren Bierflaschen an. Eine schöne, entspannte Stimmung, die nur von einem dahertrudelnden Floss einer leicht angetrunkenen Truppe etwas gestört wurde, die lauthals zum Mitfahren auf ihrer eigens organisierten „Wine Tasting Tour“ einluden. Wir spazierten über die ein oder andere der kleinen Brücken und beschlossen dann doch, den Rückweg zum Hotel anzutreten, da es nach Sonnenuntergang schlagartig eiskalt wurde. Nach den Sommertemperaturen am Tag wurde es uns bei ca 12 Grad mit kurzer Hose und T-Shirt dann doch wirklich etwas zu frisch.

Zitronenbaum in einem Vorgarten in Venice

Den zweiten Tag verbrachten wir mit einem Ausflug in die Universal Studios, in die ich uns mit unserem Mietwagen quer durch Downtown L.A. fuhr – ein kleiner selbst gewählter Adrenalinschub zum Morgen, und dann doch gar nicht so schlimm wie befürchtet.

Die Universal Studios waren beeindruckend und es machte viel Spaß, Spirngfield mit Moe’s Taverne zu besuchen oder zwischen schneebedeckten Häusern in der Harry Potter Welt zu spazieren… Wir ließen uns auf dem ein oder anderen virtuellen 3D Ride mit den Simpsons, den Minions oder den Transformern ordentlich durchschütteln, stolperten lachend und komplett durchnässt aus der Jurassic Park Wildwasserbahn, tranken „Duff Beer“ und knipsten ein Erinnerungsfoto mit Marge Simpson. Während ganz Amerika im Superbowlfieber war, fühlten wir uns einfach wieder wie Kids und hatten einen tollen Tag.

Dass wir natürlich abends immer mit dem Jetlag zu kämpfen hatten und ich einmal buchstäblich mit meinem Bier in der Hand einschlief, war zu erwarten gewesen aber trotzdem etwas anstrengend.

Genau dafür hatten wir ja aber unseren Zwischenstopp in L.A. eingelegt, damit nun bei der Weiterreise nach Hawaii die nur noch zwei zusätzlichen Stunden Zeitverschiebung hoffentlich nicht mehr so sehr ins Gewicht fallen würden.

2 Comments

  1. Oh wie schön! Ich wünsche euch ganz viel Spaß und freue mich, hier ein bisschen mitzureisen 🙂