Unsere Reiseroute, die wir aufgrund des Wetters sowieso über den Haufen geworfen hatten, war komplett offen und so ließen wir uns einfach vom Schicksal treiben – unser nächstes Ziel war somit Mount Maunganaui, ein angeblich schöner Strandort, den uns unser „lazy hunter“ Darren empfohlen hatte.

Mount Maunganui

Nachdem wir unerwarteterweise bei unserer Blue Water Spring Wanderung viel mehr Zeit verbracht hatten als geplant, trudelten wir erst am frühen Abend in Mount Maunganui ein – fast befürchteten wir schon, keinen Stellplatz mehr abzubekommen. Doch die freundliche Frau am Empfang hieß uns willkommen und sagte, dass tatsächlich noch einige schöne Plätze frei seien. Und so bekamen wir einen Stellplatz in zweiter Reihe zum Strand und konnten unseren Campervan so versetzt parken, dass wir später aus dem Bett heraus perfekt auf das Meer sehen können würden.

Die Stimmung auf dem Platz war trotz größerer Anlage und einigen Campern extrem ruhig und entspannt. Also richteten wir uns kurz ein, schlossen unseren Van an den Strom an und schnappten uns unsere Pullis, um noch fix auf den 232m hohen Mount Maunganui zu klettern, der einen schönen Blick auf das Meer, die Stadt, den Hafen und den anstehenden Sonnenuntergang bieten sollte. Der Zugang zum Aufstieg lag direkt neben unserem Campingplatz und sollte in ca 45 Minuten zu bewältigen sein – erstaunlich, wie viele Einheimische diesen Weg als Joggingstrecke oder besser gesagt Workout nutzten! Während wir bei den vielen Treppen auch so schon ins Schnaufen gerieten, wurden wir von Dutzenden Joggern überholt. Respekt! Der Ausblick von der Spitze lohnte sich und wir konnten sogar von oben auf unseren Campingplatz blicken und unseren Van neben unseren netten Nachbarn aus der Schweiz ausmachen – eine dreiköpfige Familie, die nur mit Fahrrädern und Zelten in Neuseeland unterwegs war. Bei den letzten Sonnenstrahlen wuchtete sich ein beeindruckend großes Kreuzfahrtschiff aus dem Hafen und wir sahen zu, wie es seine Reise auf dem vom Abendhimmel orangerosa glänzenden Ozean fortsetzte.

Beim Blick vom Mount Maunganaui konnten wir tief unter uns unseren Camper erkennen.

Die Nacht war erholsam und still und am nächsten Morgen rundeten nicht nur ein wunderschöner Sonnenaufgang über dem Meer, sondern auch eine herrlich heiße und saubere Dusche unseren schönen Aufenthalt hier perfekt ab.

Sonnenaufgang am Strand von Mount Maunganui
Stundenlang kann ich Muscheln suchen, aufheben, betrachten, zurück ins Meer werfen… und manche geb ich nicht mehr her.
Hot Water Beach

Am nächsten Tag fuhren wir dann endlich auf die Coromandel Halbinsel, die ja eigentlich schon der erste Stop unserer Campingreise gewesen sein sollte,und besuchten  hier den Hot Water Beach – einen kleinen Strandabschnitt, an dem an manchen Stellen durch heiße Quellen wohl so warmes Wasser zu finden sein sollte, dass sich zahlreiche Touristen regelmäßig mit einer Schaufel bewaffnet kleine Pools in den Sand gruben und sich dann in das dort austretende Wasser setzten. Wir sahen uns das Spektakel der wild umherbuddelnden Strandbesucher eher belustigt an – nie zuvor habe ich so viele halb nackte Menschen auf so engem Raum so eifrig schaufeln gesehen! Wirklich faszinierend war es aber tatsächlich, bis zu den Knöcheln im kalten Meerwasser zu stehen und dann die Zehen einfach nur ein klein wenig tiefer in den Sand zu stecken, um die Hitze des heißen Quellwassers zu spüren. Sehr schnell wurde der Boden so heiß, dass ich fast erschrocken die Füße wieder zurückzog… nur um sie kurz darauf wieder hineinzudrücken und mich zu wundern, wie unglaublich heiß der Boden hier war.

Lonely Bay

Am frühen Nachmittag fanden wir dann nach einigem Suchen zum ersten Mal einen kostenlosen Stellplatz ganz nah am Meer. Nur durch ein paar Büsche abgetrennt, konnte man hier auf einer Wiese stehen und zusehen, wie Boote zu Wasser gelassen wurden.

Der Strand von „Cooks Beach“ war ein langgezogener, heller Sandstreifen und wirkte einsam und entspannt. Einige Angler standen mit ihren Ruten am Strand, hier und dort fand man einen Fischkopf im Sand oder auch schöne, große Muscheln, ein paar kleine Familien oder Menschen mit ihren Hunden waren hier die einzigen Besucher. Wir beschlossen, den Strand bis zum Ende zu gehen – irgendwo hatte ich im Internet gelesen, dass es dort noch eine schöne Bucht namens „Lonely Bay“ geben sollte, die vom Rest des Strandes nicht einsehbar und nur durch einen Weg durch den Wald zugänglich sein sollte… da wollte ich natürlich hin!

Am Ende des Strandes erreichten wir eine kleine Flussmündung. Auf der anderen Seite glaubte ich zwischen den Palmblättern ein Schild zu erkennen, das einen Weg auszuzeichnen schien. Mein Abenteuergeist war geweckt – wenn dies mal nicht der Weg zu der angeblich einsamen Bucht war! Vorsichtig wateten wir durch das mehr als knietiefe Wasser auf die andere Seite und tatsächlich führten dort – kaum erkennbar im Schatten des Waldes gelegen – einige Stufen zwischen den Bäumen den Hang hinauf. Es überraschte mich, dass hier absolut niemand zu sein schien, doch nun wollten wir natürlich wissen, was uns am Ende des Weges erwartete!

Der sandige Pfad führte bergauf und über einige Stufen durch den Urwald, Insekten schwirrten an uns vorbei und Vögel pfiffen – leise hörte man immer wieder von irgendwoher Wasser plätschern. Endlich verlief der Weg schließlich wieder bergab und da lag sie plötzlich vor uns: Die „Lonely Bay“!

Als sich der Wald schließlich lichtete lag sie vor uns: Die „Lonely Bay“!
Die „Lonely Bay“ machte ihrem Namen alle Ehre

Zwischen hohen Klippen eingefasst, lag diese kleine Bucht so verschlafen vor uns, wie wir es uns kaum zu erwarten gewagt hatten. Nur ein Mädchen mit ihrem Hund war am anderen Ende der Bucht zu sehen, doch sie verließ den Strand sehr bald und so hatten wir dieses wunderschöne Fleckchen Erde ganz für uns allein! Wie sich das abendliche Licht sanft über die Bucht legte, wir unsere Handtücher ausbreiteten und schließlich ins eiskalte Wasser sprangen, lässt sich kaum beschreiben. Ich hatte das Gefühl, dieses Stückchen Neuseeland gehörte in diesem Moment uns ganz allein! Wir planschten in dem eiskalten Wasser, das hier in sanften Wellen an den Strand schwappte und sahen ungläubig zu den grünen hügeligen Inseln, die in den warmen Strahlen der immer tiefer sinkenden Sonne weich und samtig wirkten und im Kontrast zu den schroffen Klippen dieser Bucht ein unwirkliches Bild boten. Bevor die Sonne ganz ihr Licht verlor, schlüpften wir schnell in ein paar trockene Sachen und traten den Rückweg an. Was für einen Schatz wir hier hatten erleben dürfen!

So ein Strahlen hab ich wohl nicht alle Tage im Gesicht! Die „Lonely Bay“ gehörte für den Moment uns allein!

Der Sonnenuntergang über dem Cooks Beach schuf den krönenden Abschluss für diesen Tag: Der ganze Himmel färbte sich zunächst in Gold-, dann in Orange- und schließlich in leuchtenden Rosa- und Lilatönen… die Wolken, die sich wie ein lilafarbener Teppich ausbreiteten, leuchteten und glühten und wir konnten gar nicht anders, als uns immer und immer und immer wieder ungläubig umzudrehen, um den Himmel zu betrachten und uns von diesem schönen Tag zu verabschieden. Dass später auch der Sternenhimmel zu einem der beeindruckendsten Nachthimmel unserer Reise gehören sollte und wir noch lange staunend unter Sternschnuppen und dem glitzernden, übervollen Firmament stehen sollten, wussten wir in diesem Moment noch nicht…

Sonnenuntergang am Cooks Beach

1 Comment

  1. Sandra R.

    Wie schön…
    Besonders gefällt mir das Lonely-Bay-Lächeln!
    Österliche Grüße ans andere Ende der Welt!
    Sandra