Unsere letzten Tage auf Big Island waren ziemlich grau und verregnet. Wir verbrachten die Nacht vor unserer Weiterreise in einem kleinen Ecoresort auf halber Strecke zwischen der Lavacabin und Kona, wo wir von unserem Gastgeber Pete frisch gebackene Pineapple Pancakes und sein herrliches Frühstück aus dem eigenen Garten auf unserem privaten Lanai genießen durften. Als wir zurück nach Kona kamen, hatten wir Big Island nun also einmal komplett umrundet und in Richtung des Flughafens hörte auch der Regen endlich wieder auf und die Sonne kam zum Vorschein. Kein Wunder, dass diese Gegend hier die bevorzugte Urlaubsregion von Big Island für einen entspannten Strandurlaub ist!

Fliegendes Schiffchen

Wir gaben also unseren Wagen ab und ließen uns vom Hertz-Shuttlebus zu unserem Terminal von „Mokulele Airlines“ bringen. Was in unseren Ohren sowieso noch nie wie eine ernstzunehmende Fluggesellschaft geklungen hatte (obwohl „Mokulele“ hawaiianisch für „Fliegendes Schiff“ ist), entpuppte sich tatsächlich auch eher als Flugtaxi zwischen Big Island und dem benachbarten Maui. Nachdem wir im Open Air Bereich in strahlendem Sonnenschein darauf warteten, dass wir für unseren Flug aufgerufen wurden (jawohl, tatsächlich jeder einzeln mit Namen) und uns eine Sitzreihe zugeteilt wurde, konnte ich nochmal ein paar Absätze für meinen Blog schreiben und Mr. Incognito beobachtete fasziniert den winzigen Flieger hinter mir auf dem Rollfeld, in den gerade unsere Koffer eingeladen wurden.

Ein sonniges Plätzchen am Flughafen… so lässt sich die Wartezeit bis zum Abflug gut aushalten!

Damit hätte ich echt nicht gerechnet – es war das absolut kleinste Flugzeug, mit dem ich je geflogen bin! Nur genau fünf Sitzreihen, wobei jede aus einem Fensterplatz links und einem Fensterplatz rechts bestand und der hinterste, den Mr. Incognito ergattert hatte, eine durchgehende Bank mit viel Beinfreiheit war. Ich konnte selbst von meinem Platz in der vierten – also vorletzten Reihe – jederzeit über die Schulter des Piloten auf die vielen Instrumente und den Bildschirm im Cockpit sehen – nur aufrecht stehen war hier nicht möglich. Jedes Malediven-Wasserflugzeug in dem ich je gesessen hatte, war größer gewesen! Doch auch, wenn ich beim Abheben etwas nervös war, gefiel mir diese entspannte Art zu fliegen sehr. Keine Sicherheitskontrollen, kein Theater wegen Wasserflaschen im Gepäck. Beim Einsteigen über die kleine Treppe stand der Pilot neben der Einstiegsluke, fragte, wie es einem geht und wies auf die niedrige Türhöhe hin. Und bei der Landung erkundigte sich dann auf Maui der Fluglotse, mit dem wir zusammen das Rollfeld verließen – ehrlich interessiert – wie unser Flug gewesen sei. So macht Fliegen Spaß!

Unser Mokulele Flieger stand zum Einstieg bereit
Wieder Wale – diesmal von oben!

Der Flug selbst war bei wieder schönstem Wetter und nur ein paar grauen Wolken am Horizont zwar hier und da etwas holprig, aber ansonsten ein Traum! Wir verabschiedeten uns von Big Island und ich sah unter mir nicht nur die schwarzen Lavafelder dahinziehen oder die kleine sichelförmige Insel Molokini, sondern vor allem beim Anflug auf Maui auch mehrere Wale! So wie ich es mir sehr gewünscht hatte, konnte ich einen von oben als riesige Silhouette durch das Wasser ziehen sehen– ein unbeschreibliches Bild!

Auf Maui angekommen bezogen wir unser kleines Airbnb-Apartment in Haiku, das auf den ersten Blick etwas muffig und ziemlich einfach wirkte, in dem wir uns aber doch, nachdem wir unseren Mitbewohner „Kaki die Kakerlake“ rausgeworfen hatten, rundum wohl fühlten. Wir füllten schon am ersten Abend unseren riesigen Kühlschrank, kochten und schmiedeten Pläne für die nächsten Tage.

PINEAPPLE WINE

Da für  unseren ersten Tag auf Maui sehr schlechtes Wetter angesagt war, entschieden wir uns, ein Weingut zu besuchen. Hier auf Maui gibt es nämlich einen besonderen Wein, der schon in Deutschland bei unseren Recherchen unser Interesse geweckt hatte: Pineapple Wine! So nahmen wir auf dem beschaulichen und sehr gepflegten Gelände der Maui Winery an einer kleinen Führung teil und verköstigten anschließend einen Flight mit fünf Weinen.

Der Ananaswein wird tatsächlich ausschließlich aus den wunderbar süßen Früchten hergestellt, die hier im Norden der Insel wachsen – und das schmeckt man auch: Wunderbar fruchtig, deutlicher Ananasgeschmack und eine leichte, angenehme Säure – eine tolle Neuentdeckung! Zudem hatten sich die Wolken, in die das Upcountry von Maui zuvor gehüllt war, etwas zurückgezogen und die Sonne verwöhnte uns bei einem abschließenden Glas Ananassekt, der hier nach dem gleichen Verfahren wie Champagner hergestellt wird, mit ein paar wärmenden Strahlen. Doch schon auf dem Rückweg brachen wieder sintflutartige Regengüsse über uns herein, so dass wir uns für den Rest des Tages in unserem Apartment verkrochen und auf den nächsten Tag hofften.

ROAD TO HANA

Und die Wettervorhersage hatte nicht zu viel versprochen: Der Himmel war blau und klar, die Sonne strahlte und wir packten unsere Sachen, um auf der berühmten „Road to Hana“ die Insel zu erkunden. Diese Straße ist die einzige Verbindung zum Örtchen Hana ganz im Osten der Insel und führt über unzählige einspurige Brücken, Windungen und Serpentinen durch die üppig grüne Vegetation Mauis – mit einigen schönen Aussichtspunkten, Wasserfällen und vielen lustigen, kleinen Früchte-, Eis- und Bananabread-Ständen am Straßenrand. In unserem Apartment fanden wir eine CD, die uns auf der ganzen Strecke mit entspannter Frauenstimme wie eine Reiseleitung begleitete, etwas über die Insel, die Geschichte oder die Pflanzen erzählte oder uns Anweisungen gab, bei welchem Milemarker wir die besten Wasserfälle entdecken konnten. Doch die wichtigsten Anweisungen bekamen wir schon zu Beginn: Den Weg genießen und sich nicht stressen lassen, denn hier herrschte nun „Maui Time“ und das hieß: „No hurries, no worries.“

Auf der Road to Hana hat man viele Möglichkeiten, beeindruckende Wasserfälle zu besuchen.
Hawaiis unglaubliche Farben – hier am Black Sands Beach im Waianapapa State Park auf der „Road to Hana“

Generell habe ich das Gefühl, dass hier auf Maui alles etwas beschaulicher zugeht und die Uhren etwas langsamer ticken. Gerade das „Upcountry“ hat einen entspannten, ländlichen Charme und ich habe hier schon zahlreiche Rinder und wirklich prächtige Gockel gesehen, die gemütlich über die Straße spazierten. Im Supermarkt oder auf der Straße wird schonmal ein kleiner Plausch mit uns komischen Deutschen gehalten und die bunten Häuser der Städtchen wie Makawao, Lahaina oder Paia wirken verschlafen und ein wenig wie eine Mischung einer Western- und Hippiekulisse. Es fühlt sich gut an, sich darauf einzulassen, einen Gang herunterzuschalten und einfach mal in den Tag hineinzuleben.

Comments are closed.