Auf dem Weg zum Tongariro Nationalpark legten wir noch einen Zwischenstop in Taupo ein. Wir kauften in einem der großen Countdown Supermärkte ein und fuhren natürlich auch mal wieder eine sogenannte „Dumpstation“ an. Hier machten wir wie etwa jeden zweiten Tag unseren Camper wieder fit – leerten also Toiletten- und Abwassertanks und füllten frisches Wasser auf. An den Dumpstations trafen wir meist auch auf andere lustige Camper, tauschten uns über Reiserouten, Camperausstattung und Wetter aus und einmal konnten wir auch etwas belustigt beobachten, wie ein routinierter Camper vor uns in voller Montur mit Gummihandschuhen, Ganzkörperschutzanzug und sogar Stirnlampe bewaffnet seine Tanks entleerte und säuberte. Ein echter Profi!

Aber in Taupo sollte sich noch mehr ereignen… In meinen romantischen „Mädchen-Camperträumen“ hatte ich mir immer vorgestellt, unser kleines, mobiles Zuhause mit einer Lichterkette zu verschönern… und tatsächlich: In einem großen Supermarkt fand ich für nur 10 Dollar eine kleine, bunte Solarlichterkette, die uns, mit Gaffertape befestigt, den Rest unserer Reise begleiten und jeden Abend für gemütliches Licht in unserem Campervan sorgen sollte. Perfekt!

Außerdem wollte ich erneut versuchen, mir hier in Taupo einen großen Wunsch zu erfüllen: Ich hatte schon lange davon geträumt, bei unserer Reise durch Neuseeland eine gebrauchte Gitarre zu finden, auf der ich ein wenig spielen, in Übung bleiben und meine nicht allzu ausgebauten Gitarrenkenntnisse zumindest aufrechterhalten konnte. Schon in Auckland war ich von einem Musikgeschäft zum anderen gelaufen, hatte jedoch kein Glück gehabt. Ich war zwar auf viele nette Menschen und einige Tipps gestoßen, doch eine simple, günstige Secondhand-Gitarre wollte sich einfach nicht finden lassen und für nur 3 Wochen im Camper kam eine neue einfach nicht in Frage. In Taupo hatte ich nun einen „Familystore“ ausfindig gemacht, in dem Sachspenden von Privatpersonen entgegengenommen und verkauft werden, um mit dem Erlös wohltätige Zwecke zu unterstützen. Ich hatte bereits in einigen anderen Städten diese Stores aufgesucht, doch auch dies leider ohne Erfolg. Und als ich nun hier in Taupo durch die Regale mit gebrauchtem Porzellan, vergilbten Büchern, verrosteten Golfschlägern und muffig riechender Kleidung lief, schwand erneut meine Hoffnung. Doch ich wollte wenigstens nachfragen und sprach so eine Dame an, die gerade bunt geblümte Porzellanteller in die Regale räumte. „Do you maybe have an old guitar anywhere?“ Sie blickte mich freundlich an, zögerte einen Moment und sagte dann: „I do!“ Ich traute meinen Ohren kaum! Sie erzählte mir knapp und freundlich, dass sie wohl erst vor kurzem eine Gitarre erhalten und sie noch gar nicht mit einem Preis versehen hatten, aber sie würde mal nachsehen.  Und schwupps, war sie zwischen all dem Krimpelkrams verschwunden.

Als die Dame schließlich mit der Gitarre in den Händen zurückkam, wusste ich sofort, dass sie perfekt für mich war: Eine einfache Anfängergitarre, schon etwas abgenutzt und angemackt, aber ansonsten völlig in Ordnung. Für den Preis von 65 Neuseeland-Dollar (rund 38 Euro) war es keine Frage, dass sie uns von da an begleiten würde!

Lange gesucht, endlich gefunden – ich war glücklich!

Ich hatte einen neuen Satz Saiten schon aus Deutschland mitgebracht und freute mich nun, mein neues „Baby“ richtig sauber und schick zu machen und diese aufzuziehen. Zunächst aber schnallte ich sie auf dem Platz zwischen Mr. Incignito und mir fest und war froh über den neuen „Travelmate“ an meiner Seite.

Sicher festgeschnallt begleitete uns die Gitarre von nun an!

Dass ich schon bald „Here comes the sun“ von den Beatles als unsere neue Hymne für gutes Wetter darauf spielen würde, wusste ich in diesem Moment noch nicht…. aber dass es Zeit für neue Hornhaut auf den Fingerkuppen war, umso mehr! So setzten wir also unsere Fahrt – von nun an zu dritt – auf dem Weg zum Tongariro Nationalpark fort.

Der einzige Sound, der zu dieser unberührten Natur passt!

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