Während uns die ersten Tage auf Hawaii in der Region Kona mit viel Sonne, Stränden, Walen und Barfußfeeling verwöhnt hatten, entdeckten wir im Osten Big Islands ein ganz anderes Gesicht der größten Hawaii-Insel. In der dieser regenreichen Region wurden wir zum Teil richtig nass! Zunächst war in Hilo allerdings neben unserem wirklich beeindruckenden Helikopterflug über den Vulkan, bei dem wir mit blauem Himmel, Sonnenschein und klarer Sicht extrem viel Glück hatten, hauptsächlich eins angesagt: gesund werden. Nachdem wir uns beide Husten, Schnupfen und Halsschmerzen eingefangen hatten und ich zwei Tage so gut wie gar keine Stimme mehr hatte, waren wir heilfroh über unsere umfassende Reiseapotheke, die wir nun gemeinsam leerten.

Im Guesthouse des „Shipmanhouse“, eines altes viktorianischen Gebäudes in Hilo, in dem vor vielen Jahren bereits der Autor Jack London übernachtet hatte, ließen wir es daher ganz gemächlich angehen, löffelten Nudelsuppe, schlürften Tee und verschliefen auch einfach mal einen kompletten Nachmittag um wieder zu Kräften zu kommen. Natürlich versuchten wir dennoch den ein oder anderen kleinen Ausflug zu unternehmen.

Mauna Kea

Eine Fahrt, die wir zum gewaltigen Vulkan Mauna Kea unternehmen wollten, um uns den Sonnenuntergang über der Insel und anschließend den sagenumwoben, klaren Sternenhimmel anzusehen, endete leider in dichtestem Nebel mit so gut wie gar keiner Sicht und nur auf Höhe des Visitor Centers, von wo aus wir uns in unserem Zustand eine Weiterfahrt auf die Spitze nicht zutrauten. Da der Mauna Kea mit seinen vom Meeresgrund aus gemessenen 4205 Metern als höchster Berg der Welt gilt und daher das Thema „Höhenkrankheit“ gerade für gesundheitlich bereits angeschlagene Besucher wie uns wohl nicht zu unterschätzen ist, traten wir letztendlich etwas zerknirscht die Rückfahrt durch Regen und Nebel an.

Black Sands Beach

An einem anderen Tag fuhren wir dann zum Punalu’u Black Sands Beach. Diesmal kein Regen, kein Nebel, keine anstrengenden Strapazen – einfach nur ein wenig in den Schatten der Kokospalmen setzen, die Zehen in den warmen, schwarzen Sand graben und staunen… das gefiel uns prima! Noch besser gefiel uns, dass auch ein paar der Schildkröten, für die dieser Strand so bekannt ist, tatsächlich träge vor uns im Sand lagen und einige andere auch hier und da ihr Hinterteil oder Köpfchen aus dem Wasser reckten.

Vulcanoes National Park

Als wir dann endlich wieder richtig fit und gesund waren, war es wirklich an der Zeit, uns wieder dem Thema zu widmen, das uns ursprünglich in diese Region von Big Island gebracht hatte: den Vulkanen!

Bei einem ersten kurzen Besuch des „Vulcanoes National Park“ erkundeten wir die „Lava Tube“, einen unterirdischen Gang, der wohl einst durch einen mächtigen Lavastrom geschaffen und dann erkaltet war. An einer anderen Stelle erwarteten uns die „Steam Vents“ – in einem zunächst unscheinbar wirkenden Gebiet stiegen direkt neben dem Parkplatz und mitten in der Wiese aus kleineren und größeren Öffnungen zischend weiße Dampfwolken empor – eine unwirkliche Szenerie! In der Ferne konnte man von verschiedenen Stellen im Park den Kilauea mit seiner beeinruckenden Caldera rauchen sehen. Zumindest einen der vielen möglichen Wanderungen wollten hier noch machen und nahmen uns somit für den nächsten Besuch den „Kilauea Iki Trail“ vor.

Kilauea Iki Trail

Als wir dann am nächsten Tag aus Hilo aufbrachen, um in einer einfachen Lavacabin, also einer kleinen Hütte auf dem Lavafeld zu übernachten, verbanden wir dies zuvor mit einem erneuten Stop im Nationalpark und der geplanten Wanderung. Dass es vom ersten Moment an bereits in Strömen regnete, tat unserer guten Laune und unserem Bewegungsdrang keinen Abbruch: Rein in die Regenjacken und los ging es! Wir waren endlich wieder fit und bei Kräften und konnten es kaum erwarten, die Landschaft zu erkunden. Rund 4 Meilen und ca. 2 Stunden Wanderung erwarteten uns hier und so stiefelten wir frohen Mutes los. 

Der Weg führte zunächst am Kraterrand des Kilauea Iki (des „kleinen Kilauea“) entlang und dann durch üppigsten Regenwald hinab in den Krater, der in Nebel gehüllt zu unseren Füßen lag. Hin und wieder sahen wir in der Entfernung die bunten Punkte der Regenponchos anderer Wanderer, begegneten aber nur Wenigen auf unserem Weg. Die Ruhe, das Tropfen in den Blättern der Bäume, das Pfeifen der Vögel und die Geräusche des Waldes hatten geradezu etwas Magisches. Immer wieder musste ich innehalten und die Farne oder Moose betrachten, in denen winzige Wassertropfen wie Perlen hingen.

Nach einer Weile hatten wir den Abstieg hinter uns gebracht und waren am Boden des Kraters angekommen. Wir ließen alles Grün hinter uns – hier standen wir nun plötzlich in einer Mondlandschaft – so karg, gewaltig und grau, dass wir immer wieder ehrfürchtig stehenblieben und uns ungläubig umsahen. Der Boden war an manchen Stellen zerrüttet und aufgetürmt, und wirkte an anderen zusammengeschoben wie ein zerknittertes, schwarzes Tuch. Beeindruckende Spalten und Risse zeugten von immensen Kräften, und auch hier stieg an einigen Stellen heißer Dampf aus dem zerborstenen Boden auf.

Eine karge Welt, die durch einen Ausbruch im Jahr 1959 geschaffen wurde. Wieviel Regenwald und Leben die Lava hier wohl verschlungen hatte! Doch inzwischen war in vielen Lavaspalten auch wieder neues Leben zu sehen – zarte Pflänzchen hatten sich ihren Weg gebahnt und hoben sich mit ihren grünen Blättern lebensfroh und trotzig vom dunklen Grund ab.

Den anhaltenden Regen nahmen wir kaum wahr – zu imposant und faszinierend zeigte sich die Landschaft unter unseren Füßen! Nachdem wir den Krater durchquert hatten, folgte wiederum der Aufstieg durch den saftig grünen Blätterdschungel. Eine wunderbare Wanderung, nach der wir zwar völlig durchnässt aber glücklich zum Parkplatz zurückkehrten und unseren Weg zur Lavacabin fortsetzen konnten.